Kuhhandel by Förg Nicola

Kuhhandel by Förg Nicola

Autor:Förg, Nicola
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-86358-035-3
Herausgeber: Emons


8

Als Laszlo gefahren war, ging die Sonne auf. Es war noch dunstig, und die Natur zauberte Tausende Diamanten in den Morgentau und in die herbstlichen Bäume Edelsteine: Saphire, Smaragde, Opale und Onyx. Fenja und Fjölla standen Bauch an Bauch und schauten in die Berge. Das taten sie öfter, und Jo war sich sicher, dass sie das genossen. Einzig Falco, diese Pennnase, ruhte noch immer schnarchend im morgenfeuchten Gras. Immer noch flach auf der Seite – so scheintot, dass Hias sie sogar einmal informiert hatte, dass »der helle Gaul verreckt isch«. Dabei war das der typisch männliche todesähnliche Schlaf. Männer, dachte Jo, kein Sinn für die Poetik. Und Gerhard, nein, der hatte auch keinen Sinn für Poetik – dem stand momentan der Sinn sowieso nicht nach ihr. Alle ihre klugen Freunde hatten ja Recht: Andrea, dass sie ihn in Ruhe lassen sollte, und Lazi, dass das alles eine Nummer zu groß für sie war. Aber was sollte sie tun?

Schließlich setzte sie sich an den Küchentisch, ließ Svenjas Laptop hochlaufen, machte eine Kopie auf Diskette, las die Namen der Medikamente und erstellte für Gerhard eine handschriftliche Liste, mit dem, was Röschen Ostheimer zu den einzelnen Substanzen erklärt hatte. Dann fuhr sie nach Kempten. Es war kurz vor sieben, und sie war sicher, dass weder Gerhard noch Evi im Büro sein würden. Wer da war, war Markus Holzapfel. Der war einigermaßen überrascht, Jo zu sehen, die mal wieder viel zu schnell zu reden begann und heraussprudelte:

»Morgen, Markus, pass auf! Ich habe da was sehr Wichtiges für Gerhard. Das ist Svenjas Computer, der, der verschwunden war. Darauf sind eindeutige Beweise, dass Doktor Ostheimer nicht nur Ochsen gedopt hat, sondern sehr wahrscheinlich in die Dopingszene im Leistungssport verwickelt ist. Diese Liste von mir erklärt schon mal einige der Medikamente. Tja, das wär’s, er kann was draus machen, oder er soll es bleiben lassen.«

Markus, der mit dem Suizid Svenja Gudmundsdottir nur ganz am Rande zu tun gehabt hatte, schaute Jo kuhäugig an. »Häh?«

»Also, Markus«, versuchte Jo es erneut, »es gibt den Fall der Tierärztin, die sich angeblich umgebracht hat. Hat sie aber nicht, und dieser Laptop beweist das. Klar?«

Markus schaute Jo an, als wäre er gerade erst aufgewacht und hätte Mühe, sich in der morgendlichen Realität zurechtzufinden.

»Markus, das ist echt wichtig! Ja? Sag ihm, das ist Svenjas verschollener Computer.«

Markus nickte. »Ja, ich stell ihm das Ding hin und sag ihm das.«

Als Jo wieder losfuhr, hatte sie kein gutes Gefühl. Markus war nicht mit allzu viel Intelligenz geschlagen. Aber gut, sie hatte es versucht. Und was würde sie jetzt tun? Diese Alp in Augenschein nehmen? Und plötzlich fiel ihr ein, dass sie da wahrscheinlich zu spät dran sein würde, denn heute war Viehscheid in Thalkirchdorf. Andererseits war es ja völlig unauffällig und nicht verwerflich, wenn sie sich mal den Senn der Himmelsschwand-Alp anschaute. Was für ein Name war das eigentlich? So himmlisch lieblich für ein solches Verbrechen. Wenn ihr Verdacht zutraf. Nun, sozusagen absichtslos und unverbindlich würde sie mal sehen, was der Senn für einer war.

Gerhard traf Markus nicht mehr an, als er nur fünfzehn Minuten nach Jo ins Büro kam.



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